Das Temperatur-Ausgleich-System

Meerschweinchen werden als Nestflüchter mit voll entwickeltem Haarkleid geboren und gehören zu den homoiothermen Tieren, d.h., sie verfügen über Regulationsmechanismen der Wärmebildung und -abgabe.
Dieser Mechanismus ermöglicht es ihnen, auch bei wechselnden äußeren und inneren Bedingungen (Außentemperatur, Erregung, Bewegung, Nahrungsaufnahme u.a.) ihre Körpertemperatur relativ konstant zu halten.
Allerdings sind die wärmebildenden Mechanismen wesentlich besser entwickelt als die Regelung der Wärmeabgabe. Dies ist bei allen keinen warmblütigen Lebewesen der Fall, die eine relativ große Körperoberfläche haben.
Die Wärmeabgabe erfolgt aktiv lediglich über einen unvollkommenen Hebelmechanismus.

Es gibt 2 Arten der Wärmebildung, über die Meerschweinchen verfügen :

a) das sog. Kältezittern : eine Art der Wärmebildung erwachsener und junger Meerschweinchen ab der 3. - 4. Lebenswoche
b) die zitterfreie Wärmebildung : darüber verfügen neugeborene, zu einem gewissen Teil jedoch auch kältegewöhnte erwachsene Meerschweinchen. Man nennt es auch zitterfreie Thermogenes.

Beide Mechanismen werden durch die auf die Körperoberfläche treffenden Kältereize ausgelöst. Die zitterfreie Wärmebildung wird bei neugeborenen und jungen Meerschweinchen über das vegetative Nervensystem gesteuert.
Ort der zitterfreien (auch chemische Wärmebildung genannt) Wärmebildung ist das braune Fettgewebe, das in der Nackenpartie und zwischen den Schulterblättern besonders stark ausgebildet ist. Bei Neugeborenen macht es ca. 5 % des Körpergewichtes aus. Wärme wird durch die Verbrennung von unveresterten Fettsäuren des braunen Fettgewebes produziert und dem Rückenmark zugeführt.
Besonders bei neugeborenen Meerschweinchen erfolgt die kälteinduzierte Wärmebildung zu mind. 90 % über diesen zusätzlichen Wärmemechanismus.
Solange der Wärmestrom auf das Rückenmark einwirkt, wird das Kältezittern unterdrückt.
Werden Meerschweinchen jedoch in warmer Umgebung aufgezogen, so verlieren sie die Fähigkeit zur zitterfreien Wärmebildung innerhalb von ca. 3-4 Wochen, dafür setzt die Wärmebildung durch Kältezittern ein. Das braune Fettgewebe bildet sich in weißes Fettgewebe um.
Zieht man Meerschweinchen allerdings in der Kälte auf oder setzt sie längerer Zeit Kälte aus, wird die zitterfreie Wärmebildung länger beibehalten bzw. bei kältegewöhnten erwachsenen Tieren wieder ausgelöst. Es setzt dann verspätet ein oder ergänzt die zitterfreie bzw. chemische Wärmebildung.
Gesteuert werden beide Arten über getrennte Rezeptoren, die vorwiegend im Hypothalamus und im Halsbereich des Rückenmarks lokalisiert sind.
 

Quellennachweis :

- Isenbügel, 1985 "Heimtierkrankheiten"
- Hamel, 1990 "Das Meerschweinchen, Heimtier und Patient"

(c) Manuela Adler

Bild : Melinda Guinea Pig, Besitzer : Manuela Adler