Was kostet eine verantwortungsvolle Freiland-Zucht ?

Eine Meerschweinchen-Zucht, die man verantwortungsvoll führen will, kostet viel Geld. Entgegen vieler Meinungen ist und bleibt es ein Hobby, bei dem man mehr Geld hineinsteckt als "verdient".

Natürlich ist eine Zucht IM Haus oder IN der Wohnung wesentlich billiger als eine reine Freiland-Zucht, sieht man sich einmal die Wintermonate an : Man braucht kein Gehege, das absolut ein- und ausbruchssicher ist und muß im Winter nicht wesentlich mehr füttern als im Sommer.

Aber ich möchte hier nicht über die Wohnungs-, sondern über die Freiland-Haltung bzw. -Zucht sprechen :

Das wichtigste ist ein absolut einbruch- und ausbruchssicheres Gehege. Warum einbruchssicher ? Es gibt immer wieder Hunde (meistens Nachbar-Hunde), die kein größeres Vergnügen kennen, als Meerschweinchen zu fangen. Schon allein darum hat ein sicheres Gehege höchste Priorität. Neben Hunden gibt es noch Katzen und Marder, die gegen ein Meerschweinchen zum Frühstück nichts einzuwenden haben.

Am besten baut man sich ein Gehege aus Doppelstegmatten, die jedoch nicht billig sind. Mein Freigehege umfaßt 50 qm und hat mich ca. 1500 €uro gekostet, allerdings ist hierbei das Dach und die dafür benötigten Balken noch nicht eingerechnet. Die Doppelstegmatten sollte man mit Volierendraht verkleiden, um auszuschließen, daß sich z.B. ein Mauswiesel Zugang zum Gehege verschafft. Die 25m-Rolle kostet ca. 100 Euro, für mein Gehege brauchte ich 4 Rollen. 

Wichtig ist auch der Bodenbelag. Rasen wird man bei den gefräßigen Meerschweinchen nicht lange haben *g*, daher sollte man sich darüber rechtzeitig Gedanken machen, will man die Tierchen nicht auf "blanker" Erde laufen lassen. Warum sie nicht auf der Erde laufen lassen ? Wenn es sehr stark regnet, wird das Gehege zu einem reinen Matschhaufen und ist weder schön anzusehen, noch sehr gesund für unsere Plüschnasen. Ich habe mich bereits vor vielen Jahren für Rindenmulch entschieden und bin damit mehr als zufrieden. Allerdings sollte die Schicht mindestens 5-8 cm betragen, wobei der Kubikmeter lose ca. 35 Euro kostet.

In einem Freigehege braucht man auch einen "Stall", in den sich die Tiere nachts zurückziehen können. Dieser Stall sollte, meiner Erfahrung nach, nicht mit Isolierung "zugerammelt" werden, denn Feuchtigkeit ist für diese Tierchen schlimmer als die stärkste Kälte ! Was hat Isolierung mit Feuchtigkeit zu tun ? In vielen Büchern wird erwähnt, man sollte folgende Isolierung bei Außenställen vornehmen : 2 cm dickes Holz, 2 cm dickes Styropor und wiederum 2 cm dickes Holz. Bei dieser Isolierung wird man sehr schnell Atemwegserkrankungen im Bestand haben, denn die Ammoniak-Gase können nicht entweichen ! Auch ich habe Anfangs diesen Fehler gemacht, das gebe ich zu, doch aus Fehlern lernt man bzw. sollte man lernen *g* Viel besser ist es, 2 cm dickes Holz zum Stallbau zu verwenden und entweder rechts und links unter dem Dach eine Lüftungs-Öffnung zu lassen oder die Vorderseite als große Türen zu belassen. Im Winter hängt man einfach eine dicke Decke davor und geht somit jedem Ammoniak-Problem aus dem Weg. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß es im Winter wesentlich besser ist, mehrmals "aufzustrohen" als jedes mal frisch zu misten. Das "Aufstrohen" hat eine sogenannte Kompostwirkung und bringt Wärme von unten. Natürlich sollte man komplett misten, bevor die Tiere unmittelbar unter der Decke sitzen *g*

Kommen wir zur Fütterung : Im Sommer ist die Fütterung relativ einfach, sofern man genügend Grünfutter zur Verfügung hat. Dazu 1 x am Tag Kraftfutter und viel Heu ! An Heu brauche ich im Jahr ca. 100 Ballen, das ist ein Kostenpunkt von ca. 350 €uro. Hat man nicht genügend Grünfutter parat und muß zukaufen, so sollte man sich, ab einer gewissen Anzahl Schweinchen, einen Gemüsegroßhändler suchen. Dort bekommt man Obst und Gemüse zu relativ annehmbaren Preisen, was unseren Geldbeutel nicht allzu sehr "weinen" läßt *g* Unter folgendem Link kann man sich auf die Suche machen : http://www.meinestadt.de 

Im Winter sieht die Fütterung schon wieder ganz anders aus, denn mit dem herkömmlichen Meeri-Futter kommt man hier nicht weit. Ich selbst habe eine Sommer- und eine Winter-Mischung. Die Futternäpfe sollten abends immer noch einmal gefüllt werden, damit die Tierchen genug Energie für die Nachtkälte haben. Jede Menge Heu ist eine Selbstverständlichkeit !! Untermischen sollte man Quetschhafer, Haferflocken und Getreide (Bruchmais, Weizen, Gerste oder Hühnerfutter als Komplett-Mischung). Futterkosten je Monat im Winter belaufen sich auf ca. 100 €uro, allerdings OHNE Gemüse und Heu !

Kommen wir nun zu einer kleinen Aufstellung, um zu verdeutlichen, wie viel eine Meerschweinchen-Zucht kostet :

Einmalig :

Gehege : ca. 1500 €uro (bei einer Größe von 10 x 5 m)

Volierendraht : 4 x 25m-Rollen á 100 €uro = 400 €uro

Dach und Dachbalken bzw. -latten : ca. 500 €uro

Jährlich :

Rindenmulch : 5 Kubikmeter á 35 €uro = 175 €uro

Heu : 100 Ballen á 3,50 €uro = 350 €uro

Monatlich :

Einstreu : Ich verwende Biolan, das sind Strohpresslinge, mit denen ich die besten Erfahrungen gemacht habe. 6 Sack á 10 €uro = 60 €uro

Futter (selbst gemischt) : ca. 100 €uro

Gemüse und Obst : ca. 50 €uro (im Winter)

Das macht eine monatliche Belastung von ca. 210 €uro + Heu (mtl. ca. 30 €uro), Ausstellungs-, Tierarztkosten und Medikamente NICHT eingerechnet. Anhand dieser Ausgaben kann man leicht erkennen, daß es sich bei der Meerschweinchen-Zucht um ein reines Hobby handelt, dessen Ausgaben die Einnahmen immer um ein Vielfaches übersteigen werden !

Besonders Menschen, die denken, wir Züchter hätten unsere Babys zu verschenken, sollten sich darüber mal ihre Gedanken machen. Bis ein Meerschweinchen-Baby zur Abgabe bereit ist, steckt viel Geld in der Aufzucht, auch wenn wir unsere Tierchen nicht impfen lassen müssen !

(c) Manuela Adler