Trächtigkeitstoxikose beim Meerschweinchen
(Quelle : Eigene Erfahrungen und Ilse Hamel : Das Meerschweinchen - Heimtier und Patient)

Die Trächtigkeitstoxikose ist bei Meerschweinchen leider nicht so selten, wie immer angenommen. Es handelt sich hierbei um eine Leberstoffwechsel-Entgleisung, die meistens in den letzten 7 Tagen vor der Geburt auftreten kann. Es gibt auch eine Toxikose, die nach der Geburt ausgelöst wird, allerdings ist diese Art der Toxikose selten. Warum eine Trächtigkeitstoxikose auftreten kann, ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Es kann verschiedene Ursachen haben :

- Das Weibchen ist vor der Paarung bereits zu schwer (es sollte bei der 1. Verpaarung 800 - 850 g nicht überschreiten, bei allen weiteren nicht mehr als 1000 - 1100 g wiegen)

- Futterumstellung während der Trächtigkeit

- Streß

- Zuviel und falsche Ernährung des Weibchens während der Trächtigkeit

- allerdings kann auch zu wenig Futter eine Trächtigkeitstoxikose auslösen

- Vitamin C-Mangel (der Bedarf an Vitamin C im letzten Drittel der Tragzeit besonders hoch)

Wie erkenne ich nun eine beginnende Trächtigkeitstoxikose ?

Es gibt einige Anzeichen, die man auch als Neuling erkennen kann :

- das Weibchen sitzt mit gesträubtem Nackenfell in einer Ecke

- das Weibchen wirkt teilnahmslos und unlustig

- hoher Gewichtsverlust innerhalb weniger Tage

- es frißt nicht mehr richtig

- es verweigert Lieblingsspeisen, wie z.B. Gurke, Obst etc.

- das Weibchen leidet unter Untertemperatur

- die Babys bewegen sich nicht mehr

Die Trächtigkeitstoxikose ist die häufigste Ursache für Muttertiertod und Abort. Die Krankheit wird durch eine akute Leberverfettung mit Beeinträchtigung der Leberfunktion bei Energiemangelsituationen im Anschluß an energiereiche Fütterungsperioden ausgelöst. Unter normalen Bedingungen ist der Organismus durchaus in der Lage, eine zeitweilige Mangelversorgung durch Freisetzung von Fettreserven zu kompensieren, ohne Schaden zu nehmen.
Übersteigt jedoch die negative Energiebilanz vor oder während der Geburt die physiologischen Grenzen, kommt es zur krankhaften Steigerung der Fettmobilisierung und zum Verlust von Körpermasse (das Weibchen magert rapide ab).

Wie kann man im Fall einer Trächtigkeitstoxikose behandeln ?

Man sollte auf jeden Fall versuchen, dem Weibchen eine Glucose-Lösung zuzuführen, dies kann durchaus oral geschehen. Ein gutes Mittel, mit dem ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht habe, ist Lectade. Man kann es in der Apotheke, hier allerdings nur im 12er Pack oder bei einem Tierarzt (Großtierarzt) bekommen.
Ebenfalls ein gutes Mittel ist die Elektrolyt-Glukose-Lösung "Amynin", die man auch in der Apotheke bestellen kann.
Mehrmals täglich sollte man 3-4 ml direkt in Mäulchen einflößen. Man nimmt dazu am besten eine 1 oder 2 ml-Spritze (ohne Nadel), die man sich ebenfalls in der Apotheke oder beim Tierarzt besorgen kann.
Allerdings kommt es auch darauf an, wie früh man eine Trächtigkeitstoxikose entdeckt und wie schnell man dagegen behandelt. Trotzdem schaffen es leider nur wenige Weibchen. Die Todesrate ist leider sehr hoch.

Kann man etwas zur Vorbeugung tun bzw. geben ?

Ja, man sollte die tragenden Weibchen immer mit viel Obst und Gemüse versorgen, das Körnerfutter aber nicht weglassen. 1-2 EL hiervon am Tag reichen pro Weibchen vollkommen aus, wenn man nebenher noch reichlich Saftfutter und Heu (!) füttert. Von einer generellen Vorbeuge in dem Sinn, daß man Lectade bereits von Anfang an gibt, halte ich nicht sonderlich viel. Ich hänge meinen tragenden Weibchen ab der 8. Woche eine zusätzliche Trinkflasche an die Gitter, in der sich Lectade befindet. So haben sie die Möglichkeit, selbst zu entscheiden. Wenn sie es brauchen, trinken sie es auch. Ist dies der Fall, so erhöhe ich natürlich die Menge an Lectade, die ich in die Flasche gebe. Damit komme ich eigentlich immer sehr gut hin und habe keine Probleme mit Trächtigkeitstoxikose.

Kann ich mit Weibchen, die bereits eine Trächtigkeitstoxikose hatten, noch züchten ?

Meiner Meinung nach - Nein ! Ich nehme diese Weibchen dann sofort aus der Zucht und lasse sie als Rentner mitlaufen. Auch ihre Töchter nehme ich aus der Zucht. Es ist zwar nicht erwiesen, daß Trächtigkeitstoxikose vererbbar ist, allerdings auch nicht das Gegenteil. Sicher ist sicher !

Kann eine Toxikose auch außerhalb einer Trächtigkeit auftreten ?

Ja ! Sobald ein Meerschweinchen mit gesträubtem Nackenfell im Käfig sitzt, sollte man an eine evtl. Toxikose denken und sie in Betracht ziehen !
Vor allem bei Tieren, die gerade eine schwere Erkrankung durchmachen oder hinter sich haben. Diese Toxikose (Stoffwechselentgleisung) ist nicht sehr häufig, aber es gibt sie. Geholfen werden kann in dem Fall eventuell ebenfalls mit Lectade oder Amynin.

(c) Manuela Adler

Bild : Anastasia vom Adlerhorst