Die Mendelschen Regeln

1. Mendelsche Regel --- Uniformitätsregel

Kreuzt man zwei reinerbige Meerschweinchen miteinander, so sind alle Nachkommen in der nächsten Generation untereinander gleich. Das gilt sowohl für den intermediären wie auch für den dominant-rezessiven Erbgang.

In abgekürzter Darstellung des Erbgangs wird das dominante Allel mit einem Großbuchstaben geschrieben, das rezessive Allel mit demselben, aber kleinen Buchstaben.
 

2. Mendelsche Regel --- Spaltungsregel

Kreuzt man zwei Meerschweinchen der F1-Generation, also zwei gleiche, aber mischerbige Meerschweinchen miteinander, so sind ihre Nachkommen, die F2-Generation, nicht alle gleich : sie spalten in verschiedene Phänotypen auf. In der F2-Generation treten Meerschweinchen im Verhältnis 1 : 2 : 1 auf, die reinerbig das eine Allel enthalten, solche, die mischerbig sind und Meerschweinchen, die reinerbig das andere Allel enthalten.
Dieses Verhältnis 1 : 2 : 1 erscheint beim intermediären Erbgang auch im Phänotyp. Beim dominant-rezessiven Erbgang findet sich das Verhältnis 1 : 2 : 1 lediglich im Genotyp. Da die mischerbigen Meerschweinchen äußerlich den reinerbig dominanten Meerschweinchen gleichen, spaltet der Phänotyp im Verhältnis 3 : 1 auf.
Betrachtet man die verschiedenen Kreuzungsschemata der Meerschweinchen, so stellt man fest, daß die mischerbigen Meerschweinchen Keimzellen mit dem einen oder dem anderen Allel in gleicher Zahl ausbilden. Welche Allele dann bei der Befruchtung zusammenkommen, ist rein vom Zufall abhängig. Die Mendelschen Regeln folgen dem Gesetz des Zufalls, was sich wiederum erst bei der Auswertung vieler Einzelergebnisse zu erkennen gibt. Bei den Mendelschen Regeln handelt es sich um rein statistische Gesetzmäßigkeiten; sie gelten nur, wenn die Zahl der Nachkommen sehr groß ist.
 

Rückkreuzung

Die 1. Mendelsche Regel zeigt den Erbgang zweier reinerbiger Meerschweinchen auf, die 2. Mendelsche Regel verfolgt den Erbgang zweier mischerbiger Meerschweinchen. Natürlich ist es auch möglich, daß man ein mischerbiges Meerschweinchen beispielsweise der F1- oder F2-Generation mit einem reinerbigen Meerschweinchen der P-Generation kreuzt. Diesen Erbgang bezeichnet man als Rückkreuzung. Die Nachkommen spalten im Genotyp im Verhältnis 1 : 1 auf : Die Hälfte der Nachkommen ist reinerbig, die andere Hälfte mischerbig. Auf diese Weise kann man mit der Rückkreuzung prüfen, ob ein Meerschweinchen der F2-Generation mit einem dominanten Erbgang eines Merkmals in Bezug auf dieses Merkmal reinerbig oder mischerbig ist.

Ein Beispiel : 

Rückkreuzung eines mischerbigen schwarzen MS (Ss, aus der F1-Generation) mit einem reinerbig weißen MS (ss, aus der P-Generation) :

                                                                                      F1-Generation

P-Generation

S

s

s

Ss

ss

s

Ss

ss

3. Mendelsche Regel --- Unabhängigkeitsregel
    Regel von der Neukombination der Gene

Bei der 1. und 2. Mendelschen Regel hatten wir nur das Allelpaar je eines Merkmals betrachtet. Verfolgt man den Erbgang von zwei oder mehr Merkmalen, so zeigt sich, daß die Vererbung der einzelnen Merkmale, wie zu erwarten, den Mendelschen Regeln folgt, daß die Allele verschiedener Paare aber beliebig kombiniert werden können. Dabei entstehen durch Neukombination der Gene auch neue Rassen. Diese Entstehung neuer Rassen durch freie Kombination der Gene ist sowohl für die Züchtung wie auch für die Weiterentwicklung der Arten von großer Bedeutung.

Ein Beispiel :
Erbgang mit 2 Merkmalspaaren : Ein glatthaariges schwarzes MS wird mit einem weißen Rosetten-MS verpaart
   

S  --  schwarz s  --  weiß G  --  Rosette g  --  glatt

 

F1-Generation

SG

Sg

sG

sg

SG

SSGG

SSGg

SsGG

SsGg

Sg

SSGg

SSgg

SsGg

Ssgg

sG

SsGG

SsGg

ssGG

ssGg

sg

SsGg

Ssgg

ssGg

ssgg

F2-Generation

(c) Manuela Adler