Die Satin-Zucht

Das Satin-Meerschweinchen entstand durch eine Mutation und wurde erstmals 1977 in Amerika bekannt. Danach erschienen sie auch in England und ein paar Jahre später auch in Holland.

Es gibt immer noch einige Vorurteile, die Satin-Meerschweinchen betreffend, aus- zuräumen :

- sie sind zum größten Teil unfruchtbar
- sie haben eine geringe Lebenserwartung
- sie sind kleinwüchsig
- sie brauchen, bedingt durch die hohlen Haarschächte, eine konstante Temperatur von mind. 25 °C

Keines dieser Vorurteile trifft zu ! Als erstes möchte ich einmal die Zucht der Satins zu erklären versuchen :

Ich selbst ziehe meine Satins nur über Satin x Träger - Verpaarungen. Die meisten Züchter machen dies auch so, da eine Satin x Satin - Verpaarung unter Umständen tatsächlich einige der oben genannten Probleme beinhalten kann.

Ein Satinträger ist von einem normalen Meerschweinchen nicht zu unterscheiden, es trägt jedoch den Satinfaktor. Träger bekommt man aus einer Verpaarung von Satin x Normalhaar.

Die Verpaarung Satin x Träger bringt theoretisch zu 50 % Satins im Wurf, die restlichen 50 % sind wiederum Träger (siehe auch unter "gebräuchliche Zuchtabkürzungen"). Wie bei allen Meerschweinchen, die über Träger gezogen werden, oder den Dalmatiner- oder Schimmel-Meerschweinchen, kann es allerdings auch zu einem reinen Satin-Wurf oder reinen Träger-Wurf kommen.

                                 P-Generation (Träger)

P-Generation (Satin)

S

s

s

Ss

ss

s

Ss

ss

Der Satinfaktor vererbt sich also rezessiv und unabhängig. Das Gen wird mit "S" bezeichnet, somit ist ein Satin- Meerschweinchen "ss", ein Träger "Ss" und ein Normalhaartier "SS".

Was verursacht den Satinglanz ?

Durch die Aushöhlung des Haarschachtes wird das Licht anders reflektiert - dadurch entsteht der Satinglanz. Dazu kommt noch, daß Satin-Meerschweinchen viel mehr Haare pro Oberflächeneinheit besitzen, d.h., die Haare sind gegenüber einem normalhaarigen Meerschweinchen viel dichter eingepflanzt. Dadurch, daß die einzelnen Haare in sich jedoch viel dünner sind, wirkt das Fell trotzdem nicht dicker als bei den normalhaarigen Tieren.
Die Verdünnung der Haare bringt jedoch auch Nachteile mit sich, diese Nachteile beziehen sich nicht auf das Tier selbst, sondern nur auf die Zucht mit Satins !
- durch die dünnen Haare hat das Fell an einigen Stellen die Neigung, falsch zu fallen. Dies könnte ein allgemeiner Erbfehler sein, es steht jedoch fest, daß Satins davon besonders häufig betroffen sind.
- durch den Satinfaktor werden die Farben verändert, d.h., durch die Lichtbrechung erscheinen die Farben dunkler.

Gibt es Fehler, die für die Satins als typisch einzustufen sind ?

Im Prinzip kann man diese Frage mit "Ja" beantworten, da diese "Fehler" in der Satinzucht, im Verhältnis zur Normalhaar-Zucht gesehen, gehäuft auftreten können.
Da wäre der bereits oben erwähnte fehlerhafte Fall der Haare. Viele Züchter nennen das Wirbel bzw. Fehlwirbel.  Dieser Fehler kann sowohl bei Normalhaar, Satins und Trägern auftreten. Gemeint ist damit ein "Wirbel" auf dem Rücken oder an den Seiten (manchmal sind es auch zwei) der Tiere. Es kann sein, daß diese "Fehlwirbel" bereits bei der Geburt sichtbar sind, allerdings kann es auch vorkommen, daß sie sich erst "entwickeln", wenn das Fell nach einigen Tagen zu wachsen anfängt bzw. länger wird. Tiere mit solchen sog. Fehlwirbeln sind von der Zucht auszuschließen, da sich diese Wirbel durch eine ganze Linie ziehen können und sich als sehr "hartnäckig" erweisen.

Ein zweiter "Fehler" ist der "Rot-Augen-Faktor" bei Farben, die keine roten Augen haben dürften. Bei weißen Tieren ist er natürlich nicht als solcher zu erkennen, bei Creme- oder Buff-farbenen Tieren kommt es jedoch immer wieder zu diesen fehlerhaften roten Augen. In manchen Ländern, z.B. in den Niederlanden, sind solche Tiere nicht zu den Ausstellungen zugelassen. Da dieser Rot-Augen-Faktor nur sehr schwer wieder herauszuzüchten ist, sollte man sich gut überlegen, ob man mit diesen Tieren weiterzüchten möchte oder sie nicht besser aus der Zucht nimmt. Leider kommen die roten Augen immer wieder durch und dies dann natürlich gerade bei den schönsten Tieren im Wurf !

Wer jedoch, wie ich, nicht strikt nach dem Standard züchtet, der braucht Tierchen mit roten Augen natürlich nicht aus der Zucht zu nehmen !
 

Um noch einmal auf die oben genannten Vorurteile zurückzukommen :

Satins sind weder häufiger unfruchtbar, dürfen durchaus der Kälte ausgesetzt werden, sind nicht durchweg kleinwüchsig, noch haben sie eine geringere Lebenserwartung.
Man muß nur den Rat bekannter Satinzüchter beherzigen, Satins über Träger zu ziehen. Natürlich kann man auch einmal eine Satin x Satin-Verpaarung setzen, aber ich für meinen Teil würde das nicht öfter als 1 x machen, wenn überhaupt. Ich sehe absolut keine Veranlassung dazu !

Meine Satin-Meerschweinchen sitzen ganzjährig im Freien, also auch im Winter. Die Kälte macht ihnen nichts aus, sie müssen es nur gewöhnt sein. Mein kapitalster Satin-Bock "Charles" wiegt 1578 g (!) und das kann man nun ja wirklich nicht als kleinwüchsig bezeichnen ! Mein ältestes Satin-Meerschweinchen ist jetzt  fast 5 Jahre alt, das ist bei Freilandhaltung ein gutes Alter und liegt nicht hinter den Normalhaarigen zurück.

In Punkto Unfruchtbarkeit der Satins gibt es auch einiges zu sagen : Meiner Erfahrung nach sind gerade Satin-Meerschweinchen oder die Träger sehr  fruchtbar ! Sie bringen entweder sehr große (vom Gewicht her) 2er-Würfe oder meistens 6er-Würfe zu Welt.

(c) Manuela Adler